Strategische Umsetzung -  0 Kommentare  -  20. September 2021


Mit diesen vier Schritten kannst du interaktive Online-Seminare gestalten

Online-Seminare sind nicht mehr wegzudenken. Durch Corona haben wir alle unsere Erfahrungen in Zoom und Co. gemacht. Die einen waren kurzweilig und interaktiv, die anderen eher… na ja, langweilig. Sicherlich will keiner von uns Online-Seminare gestalten, bei dem die Teilnehmenden bei deaktivierter Kamera mit halbem Ohr zuhören und nebenbei den Haushalt erledigen.

Nur wie gestaltet man ein interaktives und wirksames Online-Seminar? Wo fängt man an? Welche Tools und Technik braucht man? Was kann man aus den Präsenzseminaren übernehmen? Wo gibt es online Unterschiede und Stolperfallen?

Fragen über Fragen. In diesem Blogartikel bekommst du Antworten und jede Menge Tipps! Lies weiter und verschaff dir einen Überblick über alle Phasen bei der Gestaltung eines Online-Seminars und erfahre, wie du es systematisch vorbereiten kannst und was du hierfür wirklich benötigst.

Was ist ein Online-Seminar?

Lass uns kurz über den Begriff „Online-Seminar“ sprechen, damit wir das Gleiche meinen. Unter einem Online-Seminar verstehe ich eine interaktive Lehr-/Lernveranstaltung, an der zeitgleich ein kleiner Personenkreis in einem virtuellen Raum über ein Videokonferenztool teilnimmt. Bei mir sind es für gewöhnlich maximal 12 Teilnehmende, bei anderen Online-TrainerInnen sind es auch mal etwas mehr oder weniger.

Vielleicht nennst du ein solches Lernangebot auch anders, z.B. interaktives Webinar, Virtual Classroom Training, Online-Workshop oder virtueller Workshop. Ich selbst spreche häufig von Live-Online-Training. Falls du noch nach der passenden Bezeichnung für deine Live-Online-Veranstaltung suchst, dann findest du in diesem Artikel einige Anregungen: Warum ich mein Online-Lernangebot nicht “Webinar” nenne.

Alternative Bezeichnung für Online-Seminar

Das technische Setup

Natürlich benötigst du für ein Online-Seminar eine gewisse Ausstattung. Die Bandbreite des Möglichen ist riesig, aber du kannst bereits mit wenig Geld eine gutes technisches Setup herstellen. Wenn du magst, kannst du auch ein kleines Filmstudio einrichten, brauchen tust du es jedoch nicht. Eine Hightech-Ausstattung ist nämlich keine Garantie für ein wirksames Online-Seminar, denn letztlich kommt es auf die methodisch-didaktische Gestaltung an.

Welche Hardware brauchst du?

Was du auf jeden Fall brauchst, ist diese Basisausstattung:

  • Laptop oder Desktop-PC
    Auf einem Tablet oder Smartphone stehen dir meistens nicht alle Funktionen der verwendeten Tools zur Verfügung. Außerdem hast du während eines Online-Seminars viel zu tun, d.h. du wirst eine Laptop oder Desktop-PC mit einem größeren Bildschirm sehr schätzen.
  • Mikro bzw. Headset
    Da die eingebauten Mikros für gewöhnlich keine gute Tonqualität liefern, solltest du auf jeden Fall ein externes Mikrofon oder ein Headset nutzen.
  • Webcam
    Die Qualität der eingebauten Webcams ist unterschiedlich. Wenn du mit dem Bild über die Laptop-Webcam zufrieden bist, dann braust du keine externe Kamera. Wenn es jedoch pixelig und unscharf ist, dann lohnt sich vermutlich eine externe Webcam.
    Platziere die Webcam bzw. den Laptop auf jeden Fall so, dass die Kameralinse auf Augenhöhe ist, denn nur so kannst du mit deinen Teilnehmenden visuell auf Augenhöhe kommunizieren.
  • Licht
    Sorge für ausreichend Licht von vorne, sodass dein Gesicht gut erkennbar ist. Übrigens ist Licht auch für ein gutes Kamerabild wichtig.
  • Greenscreen
    Falls du einen virtuellen Hintergrund nutzen möchtest, dann empfehle ich dir zudem einen Greenscreen.
Online-Seminare gestalten: Webcam auf Augenhöhe
Drei Ideen, wie du deine Webcam auf Augenhöhe bringen kannst.

Welche Tools brauchst du?

Du brauchst mindestens eine Videokonferenzsoftware wie z.B. Zoom oder MS Teams, damit du dich mit deinen Teilnehmenden zeitgleich in einem virtuellen Raum treffen kannst.

Während der Konzeption kann es sein, dass du dich darüber hinaus für weitere Tools wie zum Beispiel Whiteboards oder Umfragetools entscheidest.

Online-Seminar ist nicht gleich Online-Seminar

Um ein Online-Seminar zu gestalten, nutze ich immer denselben Prozess. Wie der genau aussieht, das verrate ich dir gleich. Falls du nun eine genaue Schablone erwartest, die du auf dein Thema anwenden kannst, muss ich dich leider enttäuschen, denn Online-Seminar ist nicht gleich Online-Seminar. Jedes Online-Lernangebot muss für sich betrachtet werden und das ist auch gut so, denn wer möchte schon Einheitsbrei?

Ein Lernangebot muss immer zu den Teilnehmenden, dem Trainer bzw. der Trainerin, dem Lerninhalt und den Lernzielen passen.

Im Grunde bist du ein Innenarchitekt

Mir hilft das Bild eines Innenarchitekten, um zu verstehen, wie der Prozess des Lernraumdesigns aussieht. Da sowohl Innenarchitekten als auch wir Räume gestalten, gibt es viele Parallelen zwischen Wohn- und Lernräumen.

Stell dir vor, du wärst ein Innenarchitekt und du dürftest ein Wohnzimmer für einen Kunden neu gestalten. Kreativ wie du bist, bist du natürlich sofort inspiriert, hast viele Ideen und möchtest eigentlich sofort starten. Es macht so viel Spaß, Farben, Möbel und Deko zu kaufen, aber das ist nicht die beste Idee.

Ein Schritt-für Schritt-Vorgehen mit Plan führt zu einem besseren Ergebnis!

Schritt 1

Schritt 1

Erst einmal schaust du, was der Raum eigentlich hergibt und vor allem, möchtest du herausfinden, wer dein Kunde ist und wie er eigentlich tickt. Es macht schließlich einen Unterschied, ob du ein Wohnzimmer für ein Single oder eine Familie einrichtest und welche Aktivitäten in dem Raum stattfinden sollen. Je nachdem brauchst du eine bequeme Couch für einen Netflix-Serienmarathon oder eine Spielecke für die Kinder.
Mit anderen Worten: Es steht erst einmal eine gewisse Vorarbeit an.

Schritt 2

Schritt 2

Wenn alle Rahmenbedingungen (Maße, Wünsche, Budget, …) geklärt sind, geht es an das Design, d.h. du kannst ein Konzept erstellen und die Einrichtung auf dem (digitalen) Papier planen.

Schritt 3

Schritt 3

Jetzt geht es an die tatsächliche Umsetzung und Einrichtung: Wände werden gestrichen, Möbel gekauft und reingestellt und zu guter Letzt bekommen Dekoartikel einen Platz.

Schritt 4

Schritt 4

Nun kann dein Kunde in sein neues Wohnzimmer, Freunde einladen und darin den Aktivitäten nachgehen, wofür der Raum eingerichtet wurde. Er kann einen Ort genießen, der perfekt zu ihm und seinem Leben passt (Nutzung bzw. Durchführung).

Diesen vier Schritten folge ich auch bei der Gestaltung eines Online-Seminars. Natürlich sehen die Aktivitäten innerhalb der einzelnen Schritte etwas anders aus. Wie genau schauen wir uns nun an.

Online-Seminare gestalten: Ablauf Schritt für Schritt

Der Prozess wirkt auf den ersten Blick sehr linear. Gewissen Dinge kannst du auch erst tun, wenn der vorherige Schritt abgeschlossen ist. Dennoch lohnt es sich, immer wieder innerhalb und zwischen den Schritten Schleifen einzubauen, um sicherzugehen, dass alles gut passt.

Schritt 1: Vorarbeit

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete und je sorgfältiger du hier vorgehst, desto einfacher fallen dir die weiteren Schritte. Genau wie bei der Wohnzimmerumgestaltung machst du auch hier als erstes eine Bestandsaufnahme.

Die wichtigsten organisatorischen und inhaltlichen Punkte, die du für ein Online-Seminar im Vorfeld klären solltest, decken sich mit denen, die du auch für ein Präsenzseminar besprechen würdest:

  • Wann findet das Online-Seminar statt?
  • Wie lange dauert es?
  • Wie viele Personen werden teilnehmen?
  • In welchen Situationen zeigt sich, dass die Teilnehmenden einen Lernbedarf haben?
  • Welches inhaltliche Vorwissen haben die Teilnehmenden?
  • Wie sieht der (Arbeits-)Alltag der Teilnehmenden aus?
  • Was soll durch das Lernangebot anders sein (grobe Lernziele)?

Für ein Online-Seminar solltest du unbedingt auch Fragen zu Tools und Technik klären:

  • Welche technische Ausstattung haben die Teilnehmenden?
  • Welche technischen Vorkenntnisse haben sie?
  • Welche Tools kennen sie bereits?
  • Gibt es IT-Vorgaben, welche Tools eingesetzt werden dürfen?

Insbesondere, wenn du in Unternehmen tätig bist, solltest du die IT-Rahmenbedingungen kennen. Häufig können wir unsere Lieblingstools nicht nutzen und je eher du das weißt, desto weniger Kopfzerbrechen wirst du haben. Das kannst du anschließend in der Konzeption berücksichtigen.

Auch wenn dir bei der Vorarbeit schon Ideen kommen, wie du das Online-Seminar gestalten kannst, versuche sie hier noch nicht einfließen zu lassen, damit du eine möglichst neutrale (Auftrags-)Klärung machen kannst.

Tipp 1

Schreib dir alle Ideen, die dir kommen, auf einem Ideenblatt auf. Während der Designphase werden sie eine wertvolle Inspirationsquelle sein.

Schritt 2: Design

Nachdem du die Lernziele im Detail definiert hast, kannst du dein Online-Seminar planen und deinen Ideen freien Lauf lassen. Schau in dieser Phase auch noch einmal auf dein Ideenblatt.

Zur Planung zählt übrigens nicht nur die Durchführung, sondern auch die Phasen davor und danach.

Beim Design gehe ich allerdings nicht chronologisch vor, denn ich beginne mit dem Online-Seminar selbst und überlege mir anschließend, was danach passiert. Wenn ich darüber Klarheit habe, weiß ich auch, was vor dem Online-Seminar wichtig ist, damit die anderen beiden Phasen gut werden können.

Online-Seminare gestalten: vor - während - danach

Während des Online-Seminars

Bei der Planung kannst du genauso vorgehen wie bei einem Präsenzseminar.

Ich plane zuerst den groben Ablauf des Online-Seminars (vertikal: was kommt nacheinander?) und geh dann an die Feinplanung (horizontal: was passiert in der jeweiligen Sequenz genau?).

Mach dich bei der Feinplanung nicht mit Tools verrückt, sondern mach dir erst einmal Gedanken über die methodisch-didaktische Gestaltung. Ich denke dabei immer an ZIMT (und nicht etwa deshalb, weil das Gewürz meiner Meinung nach in jeden Apfelkuchen gehört).

Online Seminare gestalten - Merkwort ZIMT

  • Welche ZIELE möchte ich in dieser Sequenz erreichen?
  • Welche INHALTE braucht es dafür?
  • Mit welchen METHODEN kann ich die Inhalte vermitteln und die Ziele erreichen?
  • Welche TOOLS unterstützen mich bei der Umsetzung der Methoden?
  • Du überlegst dir also, was du in den jeweiligen Sequenzen erreichen möchtest und was dich methodisch dabei unterstützen kann. Erst danach überlegst du, welches Tool dafür geeignet sein könnte.

    Tipp 2

    Entscheide dich immer erst für die methodisch-didaktische Herangehensweise, bevor du dich für ein Tool entscheidest. Das Tool soll dich schließlich in deinem Vorhaben unterstützen. Das gilt auch, wenn du keine Tool-Freiheit hast. Wenn du Klarheit über die methodisch-didaktische Zielsetzung hast, findest du sicherlich auch einen Plan B.

    Ich arbeite an dieser Stelle gerne mit einer Tabelle, in der ich pro Zeile eine Sequenz plane. Neben ZIMT halte ich auch fest, welche Medien und Materialien ich zusätzlich brauche:

    Tipp 3

    Wenn du noch neu in der Planung von Online-Seminaren bist, dann füge dir zusätzlich auch noch eine Spalte für Aktivitäten & Technik ein. Damit kannst du dir die Komplexität im Umgang mit Tools und Technik bewusst machen und du weißt, worauf du bei der Durchführung besonders achten bzw. welche Sequenzen du besonders gut anleiten solltest.

    Tipp 4

    Bildschirmzeit ist anstrengend, plane daher unbedingt mehr Pausen ein als offline. Das können auch ganz kurze oder aktive Pausen mit einer Stretching-Übung sein. Es kommt ein wenig auf deine Zielgruppe und das Thema an, wie oft und wie lange du Pausen einsetzen solltest. Als Daumenregel kannst du alle 45 – 60 min eine kurze Pause einplanen.

    Wenn du bereits mit einem Modell arbeitest, um deine Präsenzseminare zu planen (z.B. PITT-Modell, das Modell der 4Cs, etc.), dann kannst du das auch für dein Online-Seminar nutzen. Du solltest jedoch nicht alles 1:1 „übersetzen“, denn online gibt es durchaus einige Besonderheiten. Dazu erzähle ich dir gleich noch mehr.

    Da ich nicht weiß, mit welchem Modell du arbeitest, nutze ich an dieser Stelle ein vereinfachtes Modell, nämlich die Struktur einer Geschichte. Wie bei jeder guten Geschichte gibt es auch bei einem Online-Seminar einen Anfang, einen Hauptteil und ein Ende. Anhand dieser drei Teile werde ich dir nun aufzeigen, worauf es online ankommt.

    Online-Seminare gestalten: Phasen im Überblick

    Anfang

    Begrüßung und Kennenlernen

    Jedes Online-Seminar sollte mit einer Begrüßung und dem gegenseitigen Kennenlernen starten. Ein gemeinsames Warmup trägt zu einer guten Lernatmosphäre bei und stimmt die Teilnehmenden auf das Online-Seminar ein. Ein Check-in oder auflockernde Kennenlernspiele eignen sich hierfür sehr gut. Deine Auswahl sollte sich natürlich an deinem Thema und vor allem an deiner Zielgruppe orientieren. Schau immer wieder auf deine Notizen aus der Vorarbeit und vergewissere dich, dass die gewählten Methoden passen.

    Tipp 5

    Da wir online keine Pausengespräche an der Kaffeemaschine oder beim gemeinsamen Mittagessen haben und wir einander auch nie ganzheitlich sehen, ist diese Phase sehr wertvoll, um Vertrauen in der Gruppe aufzubauen. Ein simpler Tipp ist, dass du das Kennenlernen ausdehnst und mit den passenden Methoden mehr persönliche Anknüpfungspunkte schaffst. Schau dir auch die 21 ExpertInnen-Tipps für eine vertrauensvolle Lernatmosphäre an.

    Orientierung

    Gib deinen Teilnehmende genügend Orientierung, damit sie wissen, was sie erwartet und was du von ihnen erwartest. Überlege also, wie du den Ablauf vorstellen, ihre Erwartungen abfragen und die „Spielregeln“ für die gemeinsame Zeit festlegen möchtest.

    Tipp 6

    Plane am besten auch ein wenig Extrazeit für Tools und Technik ein. Falls es Schwierigkeiten gibt oder du ein Tool einführen möchtest, wirst du über einen Puffer froh sein.

    Raum fürs Ankommen

    Da wir online häufig nahtlos von Termin zu Termin hopsen, plane ich auch gerne einen Moment für ein ruhiges Ankommen im Online-Seminar ein. Das kann zum Beispiel eine stille Minute oder ein wenig Entspannung beim virtuellen Waldbaden sein.

    Tipp 7

    Eine meiner Lieblingsmethoden zum Ankommen und Fokussieren ist das virtuelle Waldbaden. Wenn du die Möglichkeit hast, geh in einen Wald und nimm ein kurzes Handyvideo mit Vogelgezwitscher auf. Und wenn es schnell gehen muss, dann geh auf tree.fm. Dort findest du Fotos inklusive Tonaufnahmen von verschiedenen Wäldern.

    Im Live-Online-Training musst du nur noch deinen Bildschirm mit dem Video bzw. dem Browserfenster mit tree.fm teilen und schon können deinen Teilnehmenden virtuell waldbaden. Wichtig ist, dass du bei der Bildschirmfreigabe auch den Ton des Computers freigibst, denn sonst hören sie das Vogelgezwitscher nicht.

    Ankommen im Online-Seminar: virtuelles Waldbaden
    Mein Tipp: Nutze eine Checkliste

    Der Anfang eines Online-Seminars hat großen Einfluss auf den Verlauf der restlichen Veranstaltung. Deshalb lege ich immer ein besonderes Augenmerk auf die Anfangssequenz. 

    Ich nehme mir bereits vor Beginn der Veranstaltung ein paar Minuten,

    • um meine Umgebung,
    • den virtuellen Seminarraum
    • und mich selbst bestmöglich vorzubereiten.

    Hol dir meine Checkliste zum Ausdrucken und erfahre, wie du von der ersten Sekunde an voll präsent sein und einen positiven Einstieg für dich und deine Teilnehmenden schaffen kannst.

    Hauptteil

    Der Hauptteil umfasst für gewöhnlich eine Hinführung zum Thema, eine Themenerarbeitung und eine Integration. Je nach Länge des Online-Seminars wiederholen sich die Phasen.

    Hinführung zum Thema

    Hier geht es darum die Relevanz aufzuzeigen, die Teilnehmenden zu motivieren und ihr Vorwissen zum Thema zu aktivieren. Hierfür eignen sich zum Beispiele Zitate, aktuelle Nachrichten, überraschende Zahlen, eine Metapher, ein Fallbeispiel oder eine persönliche Geschichte.

    Themenerarbeitung mit Abwechslung

    Überlege dir, welches Wissen du wie vermitteln möchtest. Es muss übrigens nicht immer ein Vortrag oder ein Lehrgespräch im Plenum sein, denn du kannst die Teilnehmenden auch online in Gruppen-, Partner- oder Einzelarbeiten die Inhalte selbst erarbeiten lassen. Du kannst hier tatsächlich alle Facetten des interaktiven Lernens nutzen.

    Online-Seminare gestalten: Methodengrundformen
    Methodengrundformen im Überblick
    (Euler, D. & Hahn, A. (2014). Wirtschaftsdidaktik (3. Aufl.). Bern.)

    Sowohl die „passive“ als auch die aktive Vermittlung haben Vor- und Nachteile: Wenn du einen Input gibst („passive“ Teilnehmende), dann geht das deutlich schneller, jedoch bleibt dabei weniger hängen. Das aktive Erarbeiten braucht viel Zeit, ist aber auch viel nachhaltiger für den Lernerfolg.

    Tipp 8

    Ablenkungen sind online nur ein Mausklick entfernt. Halte deine Inputs daher kurz und sorge ca. alle 7 min für eine Interaktion. Das kann ein Daumenfeedback, eine kurze Antwort im Chat oder das Stempeln auf einer Folie sein.

    Die gute Nachricht ist, du musst dich nicht für eine aktive oder „passive“ Vermittlung entscheiden, denn du solltest beide Vorgehensweisen abwechseln, zum Beispiel, indem du einen kurzen Vortrag hältst und die Teilnehmenden danach zur Vertiefung in eine Gruppenarbeit schickst. Lass sie die Inhalte wiederholen, passende Aufgaben lösen, das Gehörte ausprobieren, das Erlebte reflektieren und ihre Ergebnisse festhalten. Eine aktive Auseinandersetzung durch Üben und Anwenden sowie unterschiedliche Wiederholungen sind unheimlich wichtig, damit viel hängen bleibt.

    Die Mischung der Methoden und Sozialformen ist übrigens auch für deine Teilnehmenden angenehmer, denn so müssen sie sich nicht immer nur berieseln lassen oder ständig hochaktiv sein.

    Tipp 9

    Plane nicht zu viele unterschiedliche Tools ein, sondern nutze ein Tool auf verschiedene Weisen. Lass dich von den 10 Ideen, für die Nutzung von Padlet inspirieren.

    Integration

    Überlege dir, wie du den gesamten Stoff noch einmal im Gesamtzusammenhang einordnen (lassen) kannst. Die Teilnehmenden können hierbei aktiv oder „passiv“ sein. Auch hier gilt, je aktiver sie einbezogen werden, desto mehr bleibt hängen und desto mehr Zeit benötigst du.

    Tipp 10

    Nutze Visualisierungen von Wissensstrukturen, z.B. indem du eine Mindmap zum Thema anfertigst, aber die Teilnehmendem die einzelnen Äste selbst ergänzen können. Das ist sowohl analog als auch digital mit einem Tool wie MindMeister möglich.

    Online-Seminare gestalten: MindMap in der Phase Integration
    Wissensstruktur zur Ergänzung in MindMeister

    Ende

    Transfer

    Am Ende zählt nur das, was bleibt. Mit anderen Worten, ein (Online-)Seminar ist nur dann ein Erfolg, wenn das erarbeitete Wissen im Nachgang auch im (Arbeits-)Alltag eingesetzt wird. Wenngleich transfervorbereitende Übungen nicht nur am Ende des Online-Seminars stattfinden sollten, nehmen sie an dieser Stelle einen größeren Raum ein.  

    Hier kannst du Methoden und Übungen einsetzen, die den Teilnehmenden helfen, das Gelernte auf die eigene (Arbeits-)Situation anzuwenden. Das kann zum Beispiel eine konkrete Planung der nächsten Schritte sein.

    Auswertung

    Hol dir Feedback von deinen Teilnehmenden ein. Nutze hierfür Methoden, die dir für die zukünftige Online-Seminar-Gestaltung hilfreiche Erkenntnisse liefern. Idealerweise lässt du dabei deine Teilnehmenden die Inhalte des Seminars Revue passieren.

    Verabschiedung

    Selbstverständlich planst du auch eine Verabschiedung ein. Vielleicht möchtest du spätestens an dieser Stelle auch noch die Möglichkeit zur Vernetzung geben und einen Ausblick, wie es weiter geht.

    Nach dem Online-Seminar

    Aktivitäten für die Teilnehmenden

    Überlege dir, was den Teilnehmenden nach dem Seminar weiterhelfen könnte und plane diese Aktivitäten ein:

    • Dokumentation verschicken
    • Inhalte mit Vertiefungen bereitstellen (Links, Buchtipps, PDFs, …)
    • Transferaufgabe stellen
    • Follow-up E-Mail nach 2 Wochen schicken

    Reflexion für dich

    Plane dir auch Zeit ein, um die Rückmeldungen der Teilnehmenden sowie deine eigenen Erfahrungen zu reflektieren. Auf diese Weise kannst du festhalten, was du beim nächsten Mal beibehalten oder anders machen möchtest. Diese Reflexion lassen wir aus Zeitgründen schnell unter den Tisch fallen, sie ist jedoch sehr wertvoll, um als Live-Online-TrainerIn besser zu werden.

    Tipp 12

    Blockiere dir bereits während der Planung ein Zeitfenster in deinem Kalender. Wähle einen Zeitpunkt kurz nach der Durchführung des Online-Seminars.

    Vor dem Online-Seminar

    Nun, da du weißt, was planmäßig während und nach dem Online-Seminar passieren wird, machst du dir Gedanken darüber, was deine Teilnehmenden vor dem Online-Seminar benötigen.

    Plane den Versand einer Einladungsmail mit allen benötigten Informationen:

    • Agenda
    • Zugangsdaten zum virtuellen Raum
    • Technische Voraussetzungen und Hilfen, z.B. zur Nutzung der Videokonferenzsoftware
    • Vorbereitende Aktivitäten, z.B. ein kurzes Video oder eine Erwartungsabfrage

    Vielleicht möchtest du außerdem ein physisches Paket verschicken, welches u.a. Materialien enthält, die du im Online-Seminar einsetzen wirst:

    • Gedruckte Arbeitsblätter
    • Interaktionskärtchen
    • Studentenfutter
    • Post-its
    • Jonglierbälle

    Analoge Materialien können im virtuellen Raum sehr bereichernd sein. Auf alle Fälle kannst du sicher sein, dass sich deine Teilnehmenden über ein liebevoll gepacktes Goodie Bag sehr freuen und mit einer ordentlichen Portion Vorfreude ins Online-Seminar kommen werden.

    Schritt 3: Umsetzung der Materialien und üben

    Dein Konzept steht, also kannst du nun den virtuellen Lernraum einrichten. Wände streichen und Möbel kaufen musst du natürlich nicht, aber du hast dennoch einige Fleißarbeit vor dir.

    Medien erstellen

    Du erstellst alle Medien und Materialien, die du für das Online-Seminar benötigst:

    • Präsentationsfolien,
    • Aufgaben,
    • Übungen,
    • Umfragen,
    • Quizze zur Wiederholung,
    • etc.

    Wenn du kollaborativen Tools wie Jamboard, Padlet, TaskCards oder Google Dokumente nutzen möchtest, solltest du diese jetzt ebenfalls vorbereiten.

    Tipp 13

    Strukturiere kollaborative Tools gut vor und halte den Arbeitsauftrag zudem schriftlich darauf fest.

    Ganz gleich, ob du für Quizze und Umfragen Tools (wie z.B. Mentimeter) einsetzen möchtest oder nicht, du solltest während der Durchführung keine Fragen oder Aufgaben live formulieren müssen, denn das kostet Zeit und deine Teilnehmenden schweifen in dem Moment womöglich ab. Falls du doch einmal etwas im Online-Seminar erstellen musst, dann tu das am besten, wenn die Teilnehmenden anderweitig beschäftigt sind, z.B. in der Pause oder in Gruppenarbeiten.

    Tipp 14

    Leg dir auf deinem Laptop ein separates Dokument an, auf dem du alle wichtigen Infos im Überblick hast:
    Namen der Teilnehmenden
    – Liste mit Links zu Jamboard, Mentimeter, YouTube, etc.
    – Fragen und Arbeitsaufträge, die du in den Chat kopieren kannst
    – …

    Viele analoge Elemente, die du im Präsenztraining nutzt, kannst du auch online einsetzen. Bei visuellen Objekten gibt es hierfür natürlich eine Voraussetzung: die Kamera ist an.

    • Interaktionskärtchen
    • Flipcharts
    • Gegenstände

    Je nachdem kannst du die Materialien für die Teilnehmenden auch im Vorfeld als Goodie Bag per Post verschicken.

    Interaktionskaertchen im Online-Seminar

    Mit Technik vertraut machen und knifflige Stellen einüben

    Du solltest ein dir unbekanntes Tool oder eine neue Funktion keinesfalls im Online-Seminar zum ersten Mal ausprobieren. Viele Technikpannen und Schweißausbrüche kannst du vermeiden, indem du den Umgang mit Tools und Technik im Vorfeld einübst:

    • Erkunde den virtuellen Raum und mach dich auch mit allen anderen Tools vertraut, die du einsetzen möchtest.
    • Mache einen Mikro- & Kamera-Check.
    • Wenn du einen Technik-Support oder einen Co-Moderator hast, dann klärt die Rollen und Aufgaben und übt die Übergaben.
    • Mache eine Generalprobe.

    Schritt 4: Durchführung

    Du hast nun ein fertiges Konzept, alle Materialien erstellt und kannst das Online-Seminar nach Plan durchführen. Jetzt kommt also der Moment, indem die Teilnehmenden den Lernraum betreten und nutzen werden.

    Natürlich läuft nicht immer alles nach Plan und vielleicht möchtest du auch einmal ganz bewusst von deinem erstellten Plan abweichen, weil die Gruppe das braucht. Dann tu das! Vielleicht hört es sich paradox an, aber eine Abweichung wird dir mit einem Plan deutlich einfacher fallen als, wenn du ohne eine Idee vom Ablauf in das Online-Seminar gehen würdest.

    An dieser Stelle möchte ich dir noch eine Handvoll Tipps mitgeben, die mir während der Durchführung helfen.

    Bereite dich 15 min vor dem Start vor

    Tipp 15

    Sorge für einen entspannten Start, indem du dich, deinen physischen und virtuellen Raum ca. 15 min vor Beginn des Online-Seminars vorbereitest:

    • Sorge für eine stabile Internetverbindung (LAN statt WLAN).
    • Schließe alle unnötigen Anwendungen (Dropbox, nicht benötigte Fenster und Tabs, …).
    • Öffne alle Dokumenten und Materialien, die du brauchst (PowerPoint, Browsertabs, …).
    • Prüfe alle Funktionen, die du nutzen wirst (Bildschirmteilen, Breakout-Räume, Umfragen, …).
    • Hol dir ein Getränk (ohne Kohlensäure).
    • Leg Papier und Stift bereit.
    • Mach einen Mikro- & Kamera-Check
      • Kommunizierst du auf Augenhöhe?
      • Bist du gut zu hören?
      • Ist irgendwas im Hintergrund, das weggeräumt werden sollte? (Es ist erstaunlich, wie schnell sich Wäscheständer und Spielsachen ins Bild schmuggeln…)

    Sei ein guter Gastgeber

    Tipp 16

    Sei ein guter Gastgeber.

    Sei die erste (und letzte) Person im virtuellen Raum. Begrüße deine Teilnehmenden mit einer offenen Körperhaltung und einem Lächeln. Schau dabei in die Kameralinse, um auf diese Weise das Gefühl von Blickkontakt herzustellen.

    Online-Seminare gestalten: Begrüßung

    Führe Tools und Technik gut ein

    Tipp 17

    Führe Tools und Technik gut ein.

    Mach deine Teilnehmenden mit dem virtuellen Raum bzw. den Funktionen, die du für das Online-Seminar benötigst, vertraut. Am besten verknüpfst du diese mit einem Inhalt, dann lernen die Teilnehmenden die Bedienung beiläufig.

    Führe weitere Tools schrittweise ein. Wenn ihr zum Beispiel auf einem virtuellen Whiteboard arbeiten wollt, dann lass die Teilnehmenden zunächst eine Aufwärmübung machen, damit sie die Bedienung einüben können.

    Online-Seminare gestalten: Tools schrittweise einführen
    Jamboard kennenlernen

    Gib klare Anweisungen

    Tipp 18

    Gib klare Anweisungen.

    Stelle sicher, dass alle wissen, was sie tun sollen. Das ist besonders wichtig, wenn du die Teilnehmenden für Partner- oder Gruppenarbeiten in Breakout-Räume schicken möchtest.

    Mach es explizit

    Tipp 19

    Mach es explizit.

    Online ist es nicht so einfach, die Stimmung im Raum zu „lesen“. Wenn du eine Rückmeldung brauchst, dann frage explizit danach.

    Sage deinen Teilnehmenden auch, in welcher Form du ein Feedback möchtest: stimmt ab, schreibt in den Chat, hebt die (virtuelle) Hand, nutzt die Interaktionskärtchen, …

    Fazit

    Online-Seminare gestalten ist kein Hexenwerk, wenn du Schritt für Schritt und mit Plan vorgehst. Die Klärung der Rahmenbedingungen, Lernziele und Zielgruppe sind unheimlich wichtig, damit du bei der Konzeption bewusste Entscheidungen für Inhalte, Ablauf, Methoden und Tools treffen kannst.

    Sobald die Feinplanung steht, geht es ran an die Fleißarbeit, denn die Materialien müssen erstellt und der Umgang mit der Technik muss eingeübt werden. Mit dieser systematischen Vorbereitung kannst du das Online-Seminar nach Plan durchführen und bei Bedarf flexibel abweichen.

    Ich hoffe, der 4-Schritte-Plan hilft dir bei der Umsetzung deiner Online-Seminare. Falls du den Prozess nicht alleine durcharbeiten möchtest, dann komm ins Gruppenprogramm und erstelle in 6 Wochen dein eigenes Online-Seminar.

    Mit diesen vier Schritten kannst du interaktive Online-Seminare gestalten - inklusive Tipps

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