Vom 1. bis zum 24. Dezember gab es auf meinem Blog jeden Tag ein kurzes Video mit Tipps und Impulsen für eine überzeugende Trainerpräsenz und mehr Teilnehmerinteraktion im Online-Seminar. Vielleicht hast du die Videos gesehen und dich gefragt, warum ich mich für einen Video-Adventskalender entschieden habe, wenn doch ein Blog in erster Linie für Texte und Bilder steht.
Deshalb nehme ich dich heute mit hinter die Kulissen der Adventskalender-Erstellung. Ich möchte dich einladen, in meine Gedanken- und Entscheidungsprozesse einzutauchen, um herauszufinden, warum ich mich für das Format Video entschieden habe. Mehr noch, ich erzähle dir auch, warum ich die Videos mit Zoom aufgenommen habe und wie du das ganz einfach selbst tun kannst.
Der Video-Adventskalender
Im Dezember gab es 24 kurze Videos mit Impulsen und Tipps zum Thema Online-Seminare gestalten. Falls du die Videos verpasst haben solltest, dann schau doch in das Video vom ersten Tag rein, damit du weißt, worüber ich in diesem Blogartikel überhaupt schreibe.
Mein Prozess von der Idee bis zum Video
Fragenkatalog
Wenn die Idee für ein Lernangebot aufkommt bzw. ein Unternehmen oder eine Fachabteilung einen Trainingsbedarf äußert, gehe ich zunächst einen langen Fragenkatalog durch.
Ich stelle also viele Fragen, um mir ein umfassendes Bild von den Anforderungen an das Lernangebot machen zu können. Erst wenn ich die Antworten kenne, kann ich im nächsten Schritt das passende Design erstellen und mich für ein ein bestimmtes Lernformat oder eine Kombination aus verschiedenen Lernformaten (wie Text, Audio, Video, Live-Online-Training, Quiz, …) entscheiden.
Damit du eine bessere Vorstellung von meinem Fragenkatalog bekommst, habe ich dir einige Fragen aufgelistet:
- Zielgruppe: An wen richtet sich das Lernangebot?
- Inhalt: Worum geht es inhaltlich?
- Nutzungssituation: In welcher Situation soll das Lernangebot genutzt werden?
- Anwendungssituation: In welcher Situation sollen die Lerninhalte angewandt werden?
- Strategische Ziele: Welche strategischen Ziele werden verfolgt?
- Lernziele: Was sollen die Teilnehmenden am Ende wissen und können? Welche Einstellung sollen sie haben?
Antworten in Bezug auf den Adventskalender
- Zielgruppe: Der Adventskalender richtet sich an Präsenztrainer, die ihre Trainings online in einem virtuellen Raum (wie z.B. Zoom) durchführen möchten.
- Inhalt: Es geht um eine überzeugende Trainerpräsenz im virtuellen Raum, eine vertrauensvolle Lernatmosphäre und einfache Möglichkeiten für mehr Teilnehmerinteraktion.
- Nutzungssituation: Die Adventskalenderinhalte sollen in einen vollen Arbeitsalltag passen und leicht zugänglich sein. Sie sollen über sämtliche Endgeräte und in kurzen Pausen nutzbar sein.
- Anwendungssituation: Die Inhalte werden von den Trainern in ihrem virtuellen Raum umgesetzt.
- Strategische Ziele:
- Ich möchte Lernraum Design bekannter machen und die Inhalte des Adventskalender unbegrenzt vielen Menschen zugänglich machen.
- Über die Inhalte soll meine Expertise im Thema sichtbar werden.
- Nähe und Vertrauen zu mir sollen aufgebaut werden.
- Lernziele:
- Wissen
- Unterschiede zwischen Präsenztraining und Live-Online-Training verstehen
- Möglichkeiten zur Förderung von Nähe im virtuellen Raum kennenlernen
- Verschiedene Methoden und Tools für unterschiedliche Einsatzzwecke verstehen
- Einstellung
- Technikhemmschwelle im Zusammenhang mit Live-Online-Trainings überwinden
- Sich auf Live-Online-Trainings einlassen wollen
- Sich für die Möglichkeiten in Live-Online-Trainings interessieren oder gar begeistern
- Wissen
Ableitungen für das Lernraum Design
Aus den Antworten konnte ich schnell ableiten, dass ein synchrones Live-Lernangebot ungeeignet ist. Zum einen wäre es zeitgebunden, zum anderen wäre es vermutlich auf eine bestimmte Teilnehmeranzahl begrenzt.
Meine Wahl fiel somit schnell auf ein asynchrones Lernangebot in Form von kurzen Learning Nuggets, die zeitunabhängig und on demand einfach in den Alltag integrierbar sind (Nutzungssituation). Bis hierhin wären z.B. auch kurze Texte, Audiodateien oder Infografiken gut geeignet.
Für mich war jedoch das Videoformat aus den folgenden Gründen die beste Lösung:
- Videos, in denen Personen sichtbar sind, sind hervorragend geeignet, um Nähe herzustellen (strategisches Ziel).
- Einige Inhalte befassen sich mit dem Thema Nähe bzw. vertrauensvolle Lernatmosphäre im virtuellen Raum (Umsetzung kongruent mit Inhalten).
- Die vermittelten Inhalte sollen in virtuellen Räumen wie Zoom umgesetzt werden, d.h. die Darstellung soll möglichst „arbeitsplatznah“ sein (Anwendungssituation).
Aus diesem Grund habe ich mich nicht nur für das Format Video entschieden, sondern zudem für die Machart „Talking Head„. In den Videos siehst du also mich (bzw. meinen Kopf und einen Teil meines Oberkörpers) in meinem Arbeitszimmer vor der Webcam sitzen während ich dir etwas erzähle.
Falls du eines Tages an einem meiner Live-Online-Trainings teilnimmst, dann wirst du genau das Setting, das du bereits von den Videos aus dem Adventskalender kennst, auf deinem Bildschirm sehen. Du wirst also vermutlich das Gefühl haben, dass wir in meinem Arbeitszimmer virtuell schon Zeit zusammen verbracht haben. Es sei denn eine der Pflanzen im Hintergrund hat nicht überlebt oder ich stelle wieder einmal das komplette Büro um…
Leitgedanken für die Umsetzung
Obwohl ich seit dem Studium viele aufwendige Multimedia-Projekte umgesetzt habe, möchte ich dir keine Hochglanzvideos präsentieren. Schließlich möchte ich dir mit Lernraum Design zeigen, wie du Lerninhalte online ganz einfach und möglichst günstig selbst umsetzen kannst. Synchron z.B. in Form von Live-Online-Trainings, aber auch asynchron z.B. in Form von Videos, die du zur Vorbereitung an deine Teilnehmenden schicken kannst.
Wenn du also zum Beispiel ein Flipped Classroom umsetzen möchtest, dann kannst du auf die gleiche Weise Videos herstellen, die dich zeigen und über die du vorab schon Nähe zu dir, zum Thema und zum Lernsetting (dem virtuellen Raum) herstellen kannst.
Videos mit Zoom aufnehmen – so einfach geht’s!
Die passende Ausstattung
Bis auf eine Software für die Nachbearbeitung – Camtasia (Werbung) – habe ich eine Ausstattung gewählt, die du einfach und günstig zu Hause umsetzen kannst. Lass uns hierfür etwas genauer schauen, welche Hardware (Kamera, Licht, Mikro) und Software ich benutzt habe.
Kamera
Die Aufnahmen habe ich mit einer externen Webcam gemacht. Ich benutze die Logitech C920 (Werbung), für die ich (vor Corona) ca. 50,- EUR ausgegeben habe. Grundsätzlich kannst du auch die integrierte Kamera deines Laptops nutzen, wenn die Bildqualität ausreichend gut ist.
Licht
Licht ist extrem wichtig, damit du gut sichtbar bist. Darüber hinaus kannst du mit ausreichend Licht die Bildqualität bei einer weniger guten Kamera deutlich verbessern.
In meinem Home Office träume ich derzeit noch von einer Profi-Licht-Ausstattung. Bis ich mir den Traum erfülle, helfe ich mir mir Schreibtischlampen, Tageslichtlampen und Strahlern aus. Da das natürliche Licht während der Videoaufnahmen unterschiedlich war, habe ich bis zu drei künstliche Lichtquellen eingesetzt:
- Mit einer sehr starken Lampe habe ich die mir gegenüberliegende weiße Wand angestrahlt, so dass mein Gesicht indirekt ausgeleuchtet wurde.
- Wenn das nicht ausreichte, dann nutzte ich zusätzlich noch zwei weitere Lampen links und rechts von mir im 45° Winkel.
DIY Tipp: Bastle einen kleinen Lampenschirm aus Butterbrotpapier um die Lichtquelle herum, so dass das Licht diffus auf dich fällt.
Mikro
Für die Aufnahmen habe ich ein Ansteckmikro (Werbung) für ca. 10 Euro verwendet. Alternativ kannst du auch ein Headset verwenden, z.B. von deinem Smartphone.
Software
Um Videos mit Zoom aufnehmen zu können, brauchst du natürlich Zoom. Falls du noch kein Konto hast, dann kannst du dir in wenigen Schritten einen kostenlosen Zugang einrichten. Um die Videos zu erstellen reicht der Gratis-Zugang übrigens völlig aus.
Mit Zoom kannst du nur die Videoaufnahme machen, eine Nachbearbeitung ist jedoch nicht möglich und für eine ganz schlanke Umsetzung auch nicht zwingend nötig.
Im Falle des Adventskalenders habe ich ein paar Sekunden am Anfang und am Ende, also das Starten und Stoppen der Aufnahme, weggeschnitten.
Der Grund dafür ist ganz einfach: Der erste Eindruck zählt und somit möchte ich, dass du mich von Anfang an siehst, und zwar wie ich dich anschaue und anlächle. Das ist einladender als wenn du mich dabei beobachtest, wie ich den Aufnahmeknopf auf meinem Bildschirm suche.
Für die Nachbearbeitung habe ich Camtasia (Werbung) genutzt. Das ist eine kostenpflichtige Software um Screencasts zu erstellen. In dem Fall habe ich nicht nur ein paar Sekunden am Anfang und Ende weggeschnitten, sondern auch noch das Logo von Lernraum Design eingeblendet.
Um kleine Passagen zu entfernen, kannst du alternativ auch auf kostenlose Software wie z.B. LosslessCut zurückgreifen.
Videoaufnahme mit Zoom
Jetzt möchte ich dir noch die einzelnen Schritte verraten, damit du selbst Videos mit Zoom aufnehmen kannst.
- Öffne Zoom.
- Starte ein Meeting mit dir selbst.
- Aktiviere Mikro und Kamera.
- Überprüfe die Audio- und Videoeinstellungen (über die kleinen Pfeile neben Mikro bzw. Kamera).
- Starte die Aufnahme.
- Sprich deinen Text und teile gegebenenfalls auch deinen Bildschirm, falls du z.B. PowerPoint-Folien zur Unterstützung deiner Präsentation zeigen möchtest. (Wie du Präsentationsfolien gehirngerecht gestalten kannst, habe ich in einem anderen Blogartikel beschrieben.)
- Beende die Aufnahme.
- Beende das Zoom-Meeting, so dass die Video-Datei konvertiert und gespeichert wird.
Die mp4-Datei kannst du nun nachbearbeiten oder direkt auf eine Streaming-Plattform wie YouTube, Vimeo oder Microsoft Stream hochladen. Den dort erzeugten Link kannst du anschließend mit der entsprechenden Freigabeberechtigung an deine Teilnehmenden schicken. Alternativ kannst du das Video, so wie ich beim Adventskalender, in eine Blogseite einbetten.
Fazit
Eine umfassende Analyse ist nötig, um eine fundierte Entscheidung für ein Lernformat treffen zu können. Ein kurzes und knackiges Videoformat im „Talking Head“ Stil zeigte sich als eine passende Umsetzung, um den Anforderungen des Adventskalenders gerecht zu werden.
Videos sind eine beliebte Möglichkeit, um zum Beispiel Teile der Wissensvermittlung aus einer synchronen Lernveranstaltung auszulagern. Solche Videos lassen sich mit Zoom bereits in der kostenlosen Version einfach aufnehmen und gegebenenfalls mit einer weiteren Software nachbearbeiten.
Hat dir dieser Blick hinter die Kulissen gefallen?
Lass mich in einem Kommentar wissen, ob du mehr Blogartikel über mein Vorgehen beim Design von Lernangeboten lesen möchtest.
Bin heute das erste Mal auf Deinem Blog liebe Sandra…aber sicher nicht das letzte Mal. Danke für die nützlichen Hinweise.
Oh wie schön, ich freue mich, dich bald wieder auf meinem Blog begrüßen zu dürfen 🙂
Liebe Grüße
Sandra
Hallo Sandra,
dein Blogartikel kommt für mich gerade wie gerufen! Vielen Dank. Die Idee, über Zoom ein Video mit Päsentationsunterlagen zu machen, werde ich ausprobieren!
Herzlicher Gruß, Nicole
Wunderbar! Perfektes Timing 🙂
Liebe Grüße
Sandra
Danke für deinen Blick hinter die Kulissen. Ich konnte mir ein Punkte notieren, die ich gerne bei meinen künftigen Medienwahl einbeziehen möchte. Ausserdem hast du einmal mehr mein Fach-Vokabular erweitert. So bekommen Dinge die ich tue einen korrekten Namen. Gruss, diana
Klasse, das freut mich! 🙂 Jetzt bin ich allerdings total neugierig, welche Vokabeln dazu gekommen sind 😀
Liebe Sandra, wie immer ein super nützlicher Artikel von dir! Vielen Dank! Ich schätze, dass du so kurz und klar informierst und die Fragen der Leser (wie bearbeiten, welches Equipment) beantwortest. Gerne mehr davon! Liebe Grüsse Ruth
Danke für dein Feedback, liebe Ruth! Es freut mich sehr, dass der Blick hinter die Kulissen gut ankommt 🙂