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Digitale Lernformate -  8 Kommentare  -  31. Mai 2021


Check-in: eine kleine Frage mit einer großen Wirkung

Wenn deine Teilnehmenden sich schon etwas kennen und ihr über einen längeren Zeitraum zusammenarbeitet, gehst du dann bei einem Training oder Workshop direkt in medias res? Oder nimmst du dir ein wenig Zeit für Small Talk?
Ein Check-in ist eine großartige Methode, um sowohl dem Thema als auch der persönlichen Ebene gerecht zu werden, und zwar auf eine Art, die nur wenige Minuten der gemeinsamen Zeit in Anspruch nimmt.

Welche weiteren Vorteile ein Check-in hat und wie du ihn online durchführen kannst, verrate ich dir in diesem Blogartikel.

Was ist ein Check-in?

Bei einem Check-in beantworten die Teilnehmenden zu Beginn eines Meetings, Workshops oder Trainings ein oder zwei Fragen. Dieser Einstieg ist schnell und dynamisch und er sollte nicht länger als 15 Minuten dauern, obwohl jede Person zu Wort kommt.

Zu Wort kommen muss nicht immer bedeuten, dass jede Person laut spricht. Wenngleich das die beste Möglichkeit ist, gibt es in einer Online-Veranstaltung zusätzlich zwei visuelle Optionen, die sich insbesondere bei größeren Gruppen anbieten:

  1. Antwort in den Chat schreiben
  2. Antwort auf ein virtuelles Whiteboard, z.B. auf einen Notizzettel, schreiben
Check-in auf einem virtuellen Whiteboard
Check-in auf dem virtuellen Whiteboard Jamboard

Warum sind Check-ins so wertvoll?

Ein Check-in zu Beginn ermöglicht den Teilnehmenden, in der Veranstaltung anzukommen und sich auf das Thema zu fokussieren. Die Frage hilft Ablenkungen beiseitezuschieben und die eigenen Gedanken zu sortieren. In Online-Veranstaltungen sind Check-ins besonders wichtig, da wir uns räumlich nicht bewegen und somit weniger Möglichkeiten haben, das Meeting von eben hinter uns zu lassen und uns auf das anstehende Training einzustimmen.

Durch das Check-in…

  • sind die Teilnehmenden gedanklich präsent
  • wird jede Person gehört und eingeladen, sich einzubringen
  • wird deutlich, dass es sich hier um eine interaktive Veranstaltung handelt
  • können in Online-Veranstaltungen technische Probleme aufgedeckt werden.
  • wird die Gruppe wahrgenommen und das Vertrauen gefördert
  • wird ein gemeinsames Verständnis gefördert
  • können die Stimmung der Gruppe und mögliche Störungen wahrgenommen werden

Zum letzten Punkt möchte ich noch ein paar Gedanken ergänzen. Wenn eine Gruppe neu zusammenkommt, dann sind die Teilnehmenden neugierig aufeinander und in der Regel sind die Check-ins positiv. Wenn die Personen länger zusammenarbeiten, kann es Check-ins geben, bei denen „eine Bombe platzt“. Damit will ich dir keine Angst vor Check-ins machen, im Gegenteil. Störungen nehmen sich so oder so den Raum und durch einen Check-in kannst du sie besser an die Oberfläche bringen.

Die individuelle Situation der Teilnehmenden spielt ebenfalls eine Rolle. Tatsächlich kann selbst eine harmlose Frage wie „Wie geht es dir heute?“ zu unerwarteten Gefühlsausbrüchen führen, wenn sie an diesem Tag für eine bestimmte Person einfach die falsche Frage ist.

Check-in-Fragen erinnern uns also auch daran, dass wir alle Menschen sind. Gerade wenn eine Gruppe über einen längeren Zeitraum zusammenarbeitet, solltest du auf das Check-in nicht verzichten.

Drei Elemente für einen guten Check-in

Relevanz

Eine relevante Frage nimmt Bezug auf das Thema und/ oder die Gruppe bzw. die Teilnehmenden. Sie kann sich auf die Stimmung, die Gedanken oder die Neugierde der Teilnehmenden beziehen.

Dynamik

Die Idee beim Check-in ist nicht, dass eine Person fünf Minuten am Stück redet, sondern es soll schnell und dynamisch zugehen.

Preframing

Damit die Antworten kurz und knackig ausfallen, hilft es die Erwartungen im Vorfeld zu kommunizieren. Klare Anweisungen über die erwartete Länge setzen den Rahmen, z.B. soll die Antwort „in einem Satz“, „mit drei Schlagwörtern“ oder „nicht länger als eine Minute“ dauern.

Mögliche Check-in-Fragen

Die typische Check-in-Frage ist einfach und jeder kann sie beantworten.

Beispiele für allgemeine Fragen:

  • Was siehst du, wenn du über deinen Bildschirm schaust?
  • Wenn du eine Batterie wärst, wie geladen wärst du heute?
  • Welche Superkraft hättest du gerne?
  • Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?
  • Wo möchtest du leben, wenn du in Rente bist?

Beispiele für themenbezogene Fragen (im Train-the-Trainer-Kurs):

  • Was erwartest du vom heutigen Training?
  • Welche 3 Worte beschreiben dich als Online-TrainerIn?
  • Welche Zutat darf bei einem guten Training nicht fehlen?

Inspiration für Check-in (und Check-out) Fragen findest du auf der Seite tschek.in. Die Fragen kannst du direkt nutzen oder dir einige herauspicken und für deine Trainings gegebenenfalls aus dem Englischen übersetzen.

Die Reihenfolge beim Check-in

Du weißt bereits, dass bei einem Check-in jeder drankommt. Nun fragst du dich vielleicht, wie die Reihenfolge bestimmt wird. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Nach Freiwilligen fragen

Du kannst die Gruppe fragen, wer antworten möchte. Sag zusätzlich, wie sich die freiwillige Person melden kann. Soll sie die (virtuelle) Hand heben, das Mikro freischalten und einfach drauf los reden oder soll sie in den Chat schreiben, damit du sie aufrufen kannst?

Der Vorteil hierbei ist, dass die Teilnehmenden mitbestimmen können. Der Nachteil ist, dass es langsam gehen kann bis sich die Personen melden.

Reihenfolge der Namen festlegen

Du kannst die Reihenfolge z.B. alphabetisch festlegen und sie für alle über den Chat oder auf einer Folie sichtbar machen. Womöglich fühlt sich die erste Person durch das direkte Aufrufen etwas überrumpelt. Bereite sie daher darauf vor, schließlich möchtest du eine sichere Lernatmosphäre schaffen: „Anna, du bist gleich die Erste und die Frage lautet „welche Superkraft hättest du gerne?“ Mach dir gerne schon Gedanken dazu.“

Die Teilnehmenden bestimmen, wer als nächstes dran ist

Die erste Person meldet sich freiwillig oder wird von dir bestimmt. Im Anschluss ruft sie die nächste Person auf. Achte darauf, dass der Check-in keine Übung zur Merkfähigkeit wird. Man verliert schließlich schnell den Überblick und weiß nicht, wen man noch aufrufen kann. Bitte daher die Personen, die noch nichts gesagt haben, die Hand zu heben, sodass die Wahlmöglichkeiten deutlich werden.

Bei dieser Variante können sich die Teilnehmenden auch einen virtuellen Ball zuwerfen: „Ich werfe den Ball zu Tanja.“ Dabei machen die werfende und fangende Person die entsprechende Geste.

Zufall

Du kannst die Reihenfolge auch dem Zufall überlassen und zum Beispiel ein Glücksrad nutzen.

Mein Tipp: Nutze eine Checkliste

Der Anfang eines Online-Seminars hat großen Einfluss auf den Verlauf der restlichen Veranstaltung. Deshalb lege ich immer ein besonderes Augenmerk auf die Anfangssequenz. 

Ich nehme mir bereits vor Beginn der Veranstaltung ein paar Minuten,

  • um meine Umgebung,
  • den virtuellen Seminarraum
  • und mich selbst bestmöglich vorzubereiten.

Hol dir meine Checkliste zum Ausdrucken und erfahre, wie du von der ersten Sekunde an voll präsent sein und einen positiven Einstieg für dich und deine Teilnehmenden schaffen kannst.

Check-out

Neben dem Check-in zu Beginn kannst du natürlich am Ende auch ein Check-out durchführen. In einer ebenfalls dynamischen Runde kannst du auf ähnliche Weise wie beim Check-in jede Person zu Wort kommen lassen. Hier können zum Beispiel Überraschungsmomente, Lernerfahrungen und offene Punkte angesprochen werden. Du kannst unter anderem auf die themenbezogene Check-in-Frage Bezug nehmen: „Wurden deine Erwartungen erfüllt?“ Natürlich kannst du auch nach dem größten Aha-Moment oder einem Kurzfeedback (z.B. als Blitzlicht) fragen.

Fazit

Check-ins sind kurze Fragen und Antworten mit Tiefenwirkung, die sowohl in Präsenzveranstaltungen als auch in Online-Veranstaltungen funktionieren. Die wenigen Minuten zu Beginn sind immer gut investiert, denn sie erleichtern das Ankommen und fördern das Vertrauen in der Gruppe. Es gibt unendlich viele Check-in-Fragen, deshalb können sie auch immer passend zum Thema oder zur Gruppe gewählt werden.

Setzt du Check-ins bereits ein? Hast du eine Lieblingsfrage? Erzähl mir in einem Kommentar davon.

Pin Check-in
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    • Absolut! Wir sind häufig auf der Suche nach noch besseren Methoden und Tools, doch manchmal braucht es eben nur eine kleine Frage. 🙂

  • Liebe Sandra,
    auch ich mache immer ein Check-In. Das Tool Wheelofnames kannte ich noch nicht, ich habe es gerade schon eingerichtet für die nächste Session. Sehr schön, darüber habe ich mich sehr gefreut und es auch schon wieder weitergegeben an andere Trainerkollegen.
    Ich nehme beim Check-In gerne auch Fragen, die sich auf den Inhalt des Seminars beziehen. Geht es also um Lernmotivation, frage ich nach den 3 wichtigsten eigenen Antreibern zum Lernen. Aber es dürfen auch allgemeine Fragen zum aktuellen Befinden oder zum aktuellen beruflichen Umfeld sein, damit jeder gut ankommen kann und sich die Teilnehmer noch besser kennenlernen. Und schön finde ich auch immer lustige Fragen… worüber hast Du zuletzt herzlich gelacht. Das lockert auf und bringt gute Laune, was ein guter Start ins Seminar ist.
    Danke Dir für Deine tollen Beiträge.

    • Liebe Elke,
      wie schön, dass du ein neues Tool entdecken konntest. Ich bin gespannt, wie dir das Namensrad in Aktion gefällt! 🙂
      Mir gefällt die Idee mit den lustigen Fragen. Das macht definitiv gleich eine gute Lernatmosphäre!
      Liebe Grüße
      Sandra

  • Klasse Artikel, Sandra. Vielen Dank! Ich mache immer Check-ins, weil ich sie wichtig finde. Nicht nur zum Ankommen, manchmal auch zum Vertrauen aufbauen oder um als Dozentin zu wissen was die Teilnehmenden momentan ggf. so bewegt, dass es Einfluss auf den Tag haben kann. Außerdem auch, um manchmal einfach Spaß zu haben, so dass die TN mit einer gewissen Leichtigkeit in den Tag starten können.

    • Sehr gerne, liebe Eva. Deine Gründe, Check-ins einzusetzen, sind super und es zeigt noch einmal, was eine kleine Frage alles bewirken kann. Danke dafür! 🙂

  • Liebe Sandra,

    ich bin gerade ganz platt – was für eine grandiose Idee! ? Das Lustige ist: Wie mir soeben bewusst wird, absolviere ich als Teilnehmende ziemlich regelmäßig Check-ins, wenngleich ich diese „Aufwärmfragen“ nie als Check-in betrachtet habe. Als Veranstalterin habe ich sie bisher nicht strategisch eingesetzt, was sich aber ab sofort ändern wird! Mitte Juni findet mein nächster Live-Workshop zur Über-mich-Seite statt und ich bin schon am Notieren etlicher Ideen zum Check-in. Dein Blogartikel kommt für mich also genau zur richtigen Zeit – vielen Dank dafür!

    Liebe Grüße aus Wien
    Susanne

    • Hihi, perfektes Timing! 😀 Ich bin sehr gespannt, ob sich dein Workshop durch den bewussten Einsatz verändert. Berichte hinterher gerne! 🙂

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